Wings for Life Worldrun– Laufen für den guten Zweck

Unter dem Motto “wir laufen für die, die es nicht können” war ich heuer, am 5. Mai 2019, wieder live in Wien beim Wings for Life-Worldrun dabei. Der WFL-Run ist ja bekannt dafür, dass er weltweit überall zur selben Zeit startet und das Startgeld in die Rückenmarksforschung fließt, während die Kosten der Veranstaltung von Red Bull getragen werden.

30 Minuten nach dem Startschuss fährt ein Auto, das sogenannte „Catcher-Car“, mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit los, um die Läufer einzuholen und wird allmählich schneller. Sobald man vom Auto überholt wurde, ist das Rennen sozusagen beendet. Das bedeutet zum einen, dass es keine vorgegebene Streckenlänge gibt, sondern jeder durch sein Tempo bestimmen kann, welche Distanz er läuft. Zum anderen heißt das aber auch, dass man, je schneller man unterwegs ist mehr Kilometer zurücklegt.

Für mich ganz besonders ist beim WFL-Run aber auch die Stimmung. Dieser allgegenwärtige Wettkampfgedanke bei Laufveranstaltungen rückt trotz der zahlreichen ambitionierten Sportler am Start irgendwie total in den Hintergrund. Vielmehr verspürt man ein unglaublich starkes Gemeinschaftsgefühl mit den Läufern und Rollstuhlfahrern um sich. Zuschauer am Rande feuern dich an. Aber nicht nur dich, sondern auch die Leute, die auf deiner Höhe laufen. Es ist irgendwie so, als würde man gemeinsam mit über 10.000 andern Menschen (alleine in Wien) eine tolle Leistung bringen und Spaß haben. Dieser internationale „Charity-Spirit“ macht den Wings for Life Worldrun für mich zu einer einzigartigen Veranstaltung.

Vor 2 Jahren bin ich bereits mitgelaufen und habe damals ca. 14 Kilometer geschafft, bevor mich das Auto überholt hat. Für heuer hatte ich mir eigentlich kein Kilometerziel vorgenommen, da ich einfach nur Spaß haben und die tolle Stimmung genießen wollte, ohne Druck. Lustigerweise hat sich das rapide geändert, als ein Bekannter von mir bei der Anreise nach Wien meinte, ob wir nicht gemeinsam laufen wollen und so quasi „mal schauen was drinnen ist“. Seine Vorstellung war es, ca. eine Pace von 5:30 min/km zu laufen, womit wir ungefähr 19-20 km schaffen könnten. Soweit, so gut. Ich ließ mich auf den Deal ein, obwohl mir bewusst war, dass ich erst einmal in meinem Leben – beim Sorger Halbmarathon Ende März – eine Strecke von ca. 20 Kilometern in so einem Tempo gelaufen bin.

An der Startlinie war trotz der kalten Temperaturen und andauerndem leichten Regenfall eine unglaubliche Stimmung! Stark motiviert und mit meinem persönlichen Motivations-Pacemaker an der Seite ging es los. Die ersten Kilometer vergingen wie im Flug und vor lauter Begeisterung spürte ich die Geschwindigkeit kaum. Nachdem ich die 14 km vom letzten Mal mit einem Schnitt von 04:50 min/km geknackt hatte, legten wir als Ziel die Halbmarathondistanz (21,1 km) fest. Und trotz des für mich recht hohen Tempos auf diese Distanz konnte ich mich weiterhin während dem Laufen gut unterhalten. Mein Herz-Kreislaufsystem war scheinbar optimal erholt und ich hatte einen guten Tag. Lediglich meine Bein-Muskulatur begann bereits ab KM 15 ganz leicht zu krampfen. Ab KM 19 wurde es dann wirklich langsam aber sicher ein wenig „zach“. Mir ging es zwar körperlich viel besser als beim Halbmarathon in Graz – was meiner Meinung nach daran liegt, dass ich es liebe in Regen und Kälte zu laufen und mein Körper unter diesen Bedingungen die besten Leistungen erbringen kann – aber ich spürte einfach die zurückgelegte Distanz in den Beinen. Nach 1h und ca. 47 Minuten hatte ich auch die Halbmarathondistanz absolviert und damit meine Zeit von Graz um 7 Minuten verbessert. Dennoch war noch kein Catcher-Car in Sicht, obwohl ich in diesem Moment schon wahrlich darauf gewartet hatte, endlich „erlöst“ und vom Auto überholt zu werden. Das Ziel des Halbmarathons war ja bereits erreicht und so war es mental ganz schwierig, motiviert zu bleiben. Doch mein Motivationscoach des Tages pushte mich. Jede Minute erinnerte er mich daran, auf meine Körpersprache zu achten, zu lächeln und scherzte über dies und jenes. Und so setzte er mir auch immer wieder neue Ziele – zum Beispiel bis zur nächsten Labestation, noch 300 m bis Kilometer 23 geschafft ist und so weiter. Und plötzlich hörten wir von hinten bereits die ersten Motorräder – Begleitfahrzeuge des Catcher Cars. Die Läufer um mich herum motivierten sich gegenseitig nochmals richtig Gas zu geben. Also gab es nur diese Option. Ich blickte permanent auf meine Uhr und beobachtete hoffnungsvoll die 0,1 km-Sprünge auf der Anzeige. 23,5 km und die Motorgeräusche von hinten wurden immer lauter. Irgendwie war es in diesem Moment wie in einem Traum, in dem man versucht vor einem Monster zu fliehen, dass einen sonst auffrisst. Diese Wahrnehmung animierte meinen Körper dazu eine große Menge Adrenalin freizusetzen und so schaffte ich es sogar, dass Tempo zum Schluss noch weiter zu steigern. Nachdem ich KM 24 erreicht hatte (es gab am Straßenrand immer Tafeln, sobald ein voller Kilometer beendet wurde), war ich wirklich richtig K.O. und irgendwie war mir klar, dass sich noch ein weiterer km wahrscheinlich nicht ausgehen wird. Doch die Stimmung der Leute um mich herum hat mich dann doch noch animiert, nicht stehen zu bleiben, sondern so lange zu „kämpfen“ wie möglich. Es folgten noch gute 800 Meter Tempolauf, bevor mich das Catcher-Car bei etwas weniger als 25 Kilometer einholte. Was für eine Erleichterung! Was für ein Spaß! Ein Mix aus Freude, Anstrengung und purem Glück – wenn irgendwie möglich, bin ich nächstes Jahr auf jeden Fall mitdabei! Du auch?